Hepatitis A
Das Hepatitis-A-Virus findet sich insbesondere in Mittelmeerländern, über Ausbrüche wird aber auch in Deutschland berichtet. Die Ansteckung erfolgt oft durch Schmierinfektionen über Toiletten, Eiswürfel und Badewasser sowie verunreinigte Nahrungsmittel. Eine sexuelle Übertragung ist insbesondere bei oral-analen Praktiken möglich. Hepatitis A ist hochinfektiös, aber nur vorübergehend ansteckend. Da das Hepatitis-A-Virus nie chronisch wird und immer von selbst ausheilt, gilt es als harmloseste Form der Virushepatitis. Bei alten Menschen, Leberkranken und Menschen mit Immunschwäche kann jedoch eine Infektion zu Komplikationen und sogar Leberversagen führen. Gegen das Hepatitis-A-Virus gibt es eine sichere Impfung.


Hepatitis B
Das Hepatitis-B-Virus kann über Körperflüssigkeiten wie Blut, Vaginalsekret oder Sperma übertragen werden. Infektionsquellen sind z.B. Sexualkontakte oder Hygienemängel beim Piercen, Tätowieren oder bei medizinischen Eingriffen. Eine Hepatitis-B-infizierte Mutter kann ihr Kind bei der Geburt anstecken, was durch Vorsichtsmaßnahmen aber oft vermeidbar ist. Eine Neuinfektion heilt bei gesunden Erwachsenen meist von selbst aus, sodass nur 2–5 % der Fälle chronisch verlaufen. Bei Menschen mit schwachem Immunsystem (z.B. Neugeborene und Kleinkinder, Senior:innen, chronisch Kranke) verläuft Hepatitis B öfter chronisch und bleibt dann oft lebenslang. Medikamente können chronische Hepatitis B noch nicht ausheilen, aber schwere Verläufe abmildern und das Risiko von Leberschäden minimieren. An verbesserten Hepatitis-B-Therapien wird geforscht. Menschen, bei denen Hepatitis B spontan ausheilt, bleiben meist lebenslang immun gegen eine erneute Ansteckung. Es gibt jedoch Ausnahmen: Die ccc-DNA des Hepatitis-B-Virus bleibt immer lebenslang in den Leberzellen. Bei schwerer Immunschwäche (z.B. AIDS, Chemotherapien, nach Transplantationen) kann sogar eine „ausgeheilte“ Hepatitis-B-Infektion Jahrzehnte später wieder aktiv werden und sehr schwer verlaufen. Auch gegen Hepatitis B gibt es eine sichere Impfung.
Hepatitis C
Das Hepatitis-C-Virus wird durch direkten oder indirekten Blutkontakt übertragen. Blutprodukte vor 1991 waren eine häufige Ansteckungsquelle, sind aber heute sicher. Gemeinsam benutzte Utensilien beim Drogengebrauch oder Hygienemängel beim Piercen, Tätowieren oder bei medizinischen Eingriffen stellen nach wie vor ein Risiko dar. Hepatitis C wird sexuell seltener übertragen als Hepatitis B, das Risiko steigt aber bei Verletzungen, Menstruation und „harten“ Praktiken. Hepatitis C wird nicht durch Alltagskontakte übertragen, also weder über Essen, Händeschütteln, Umarmen, Küssen oder die Benutzung der gleichen Toilette. Hepatitis C kann laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) in etwa 30 % der Fälle im ersten halben Jahr der Infektion von selbst ausheilen, wird jedoch in 70 % der Fälle chronisch. Geheilte Patient:innen sind nicht immun und können sich durch Blutkontakte wiederholt anstecken. Da es keine natürliche Immunität gegen Hepatitis C gibt, konnte bislang keine Schutzimpfung gegen dieses Virus entwickelt werden. Dank verbesserter Medikamente ist Hepatitis C heute aber fast immer heilbar.


Hepatitis D
Das Hepatitis-D-Virus tritt nie alleine auf: Es kann nur zusammen mit dem Hepatitis-B-Virus existieren, weil es dessen Hülle zur Vermehrung braucht. Allerdings ist es das gefährlichste Hepatitisvirus, welches wir bisher kennen. Bei einer Hepatitis-B- und -D-Infektion wird die Leber oft viel schneller geschädigt als alleine durch Hepatitis B. Eine Infektion ist über Blut- und Sexualkontakt möglich; das Delta-Virus kann gleichzeitig mit Hepatitis B übertragen werden oder später zu einer chronischen Hepatitis B hinzukommen. Seit 2020 ist erstmals ein antivirales Medikament gegen Hepatitis D zugelassen. Ob es die Virusinfektion nur unterdrückt oder nach längerer Behandlung ggf. auch ausheilen kann, ist noch nicht bekannt und wird weiter beobachtet. Andere neuartige Substanzen werden in Studien erforscht. Zusätzlich wird gehofft, dass bessere, zukünftige Hepatitis-B-Therapien auch dem Hepatitis-D-Virus seine Lebensgrundlage entziehen können. Eine Impfung gegen Hepatitis B schützt daher indirekt auch vor Hepatitis D.
Hepatitis E
Hepatitis E ist in Deutschland weit verbreitet. Insbesondere rohes Fleisch (z.B. Schweinemett oder Tartar) ist ein häufiger Übertragungsweg. Jäger und Schweinezüchter sind durch engen Kontakt mit Tieren gefährdet. Ansteckungen durch Blutprodukte waren bis vor wenigen Jahren möglich, mittlerweile werden aber Blutspenden auch auf Hepatitis E getestet. Hepatitis E heilt in über 99 % der Fälle von selbst aus. Möglich sind Hepatitissymptome wie eine Gelbfärbung der Haut und Augen. Selten kann es auch neurologische Komplikationen geben, wie z.B. Schmerzen, Taubheitsgefühle oder sogar Lähmungserscheinungen. Chronisch Leberkranke sind verstärkt gefährdet, da eine zusätzliche Heaptitis-E-Infektion ihre Erkrankung verschlechtern und sogar zum Leberversagen führen kann. Bestimmte Hepatitis-E-Virusformen (Genotyp 1 und 2), die man häufiger in Asien und Afrika findet, können auch bei Schwangeren zum Leberversagen führen. Der in Europa verbreitete Hepatitis-E-Genotyp 3 ist für Schwangere seltener gefährlich; bei Menschen mit schwachem Immunsystem (z.B. Organtransplantierten) können aber insbesondere Hepatitis-E-Infektionen mit dem Genotyp 3 chronisch werden. Chronische Hepatitis E ist selten, aber kann unbehandelt in wenigen Jahren zu einer Zirrhose führen. Hepatitis E lässt sich in Notfällen mit einem antiviralen Medikament ausheilen, welches dafür aber nicht zugelassen und fast nie nötig ist. Es ist in Europa und den USA kein Impfstoff gegen Hepatitis E verfügbar. Ein chinesischer Impfstoff wurde gegen einen anderen Untertyp des Hepatitis-E-Virus entwickelt (Genotyp 1) und es ist unklar, ob dieser Impfstoff auch gegen hierzulande verbreitete Hepatitis-E-Viren schützen würde.
